Sonntag, 27. Oktober 2013

Ohne Internet

Wenn Du erkennst, dass es Dir an nichts fehlt, gehört Dir die ganze Welt.


– Laotse


Dieses Zitat finde ich grandios. Nur leider kann ich dem aktuell gar nicht zustimmen. Denn ich bin noch immer ohne Internet im neuen Heim und dadurch wird jegliches Bloggen erheblich erschwert. Ja, die Verbindung zum World Wide Web fehlt mir. Und vielleicht fehlt sie auch Euch, wenn ihr gerne etwas von mir lesen würdet.



Spätestens Anfang November sollte es aber besser werden. Daher hoffe ich, dass ihr Euch noch ein bisschen in Geduld übt und die gewonnene Zeit, die ihr durchs Nichtlesen gewinnt, für Euch investiert. Tut Euch selbst etwas Gutes. Ein extra Schaumbad, ein Kino- oder Videoabend, ein Blumenstrauß für den Schreibtisch, eine halbe Stunde in absoluter Stille vor dem Fenster sitzend verbringend, ein Spaziergang oder wonach auch immer Euch der Kopf steht!

Ich für mich habe den Umzug mit leichten Blessuren und Muskelkater überstanden, jedoch müssen auch noch in den kommenden Wochen Kartons ausgeräumt werden und das ein oder andere verschönert werden. Aber die wichtigen Sachen sind schon komplett eingeräumt. Der ein oder Handwerker muss ebenfalls noch an ein paar Ecken den letzten Schliff geben und schon wird es von Woche zu Woche heimeliger.

Und bis dahin nutze ich auch die Zeit ohne Internet für mich und das neue Zuhause.




Montag, 21. Oktober 2013

Der Blick fürs Wesentliche


Wenn du dein Leben so intensiv und vollständig leben möchtest, wie es geht, dann sei dort, wo es stattfindet: Im Hier und Jetzt!


– Doris Kirch



Die letzten Tage bin ich anders Auto gefahren. Ich habe auch Räume anders betreten. Denn obwohl sich bei mir gerade alles recht schnell dreht, schließlich stecke ich mitten in den Umzugsvorbereitungen und einigen zeitkritischen Projekten im Job, bin ich viel achtsamer geworden. Ich achte viel mehr auf die Signale meines Körpers und schenke der Natur unglaublich viel Beachtung. Gerade in den letzten Tagen und Wochen ist mir das ganz bewusst geworden. Mir ist bewusst, dass ich bewusst durchs Leben gehe. Und das erfüllt mich mit unglaublicher Freude.

Gerade der Herbst ist für mich die farbenfrohste Jahreszeit, denn sie verändert sich fast täglich. Jeden Tag fahre ich Straßen entlang, die rechts und links von Laubbäumen eingefasst sind. Und täglich fahre ich durch diese güldene Allee. Die Blätter sind gerade in einem satten gelb-gold eingefärbt. So wie auf dem Bild, das ich für Euch in der Stuttgarter Wilhelma fotografiert habe. Jedes Mal ertappe ich mich dabei, wie ich ein dankbares Lächeln auf den Lippen trage. Denn diese Farbenpracht ist atemberaubend. Ich bin erfüllt von Dankbarkeit dies wahrnehmen zu dürfen. An anderen Orten sind die Bäume schon rötlich gefärbt und fallen bereits zu Boden.



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Diese Woche gastierte auch ein Zirkus bei uns in der Stadt und als ich eines Nachmittags von der Mittagspause zurück ins Büro fuhr, am Aufbau des Zirkuszeltes vorbei, erblickte ich auf einmal rechts von mir drei Elefanten. Und ja, ich spreche von den lebenden Exemplaren. Da standen sie auf dem Platz, der sonst einer der öffentlichen Parkplätze der Stadt ist. Die drei standen da und warfen mit Heu um sich. Wieder musste ich schmunzeln, denn ich fand es einfach toll die drei kurz beobachten zu können, während ich wartete bis die ältere Dame vor mir den Zebrastreifen überquert hatte. Zeit, in der ich nicht dachte “Oh Mann, Omi, mach schon, ich hab’s eilig” sondern in der ich gar nicht dachte, sondern die Elefanten beobachtete und einfach genoss, dass ich diese beeindruckenden Tiere kurz sehen konnte.
Tage später betrat ich einen Raum, der sofort meinen Geruchssinn ansprach. Ich merkte wie es in mir ganz still wurde, mein Gedankenkarussell verstummte und ich nur noch diesen wunderbaren Duft nach Vanille wahr nahm. Ich hielt wirklich kurz inne und ließ es zu diesen Duft einzuatmen. Da ich ein großer Fan von Vanille bin, verband ich das Bouquet mit vielen Gefühlen. Ein warmes Vanillearoma hat für mich etwas von Wohlempfinden, Gemütlichkeit und Umhülltheit (gibt es dieses Wort überhaupt?). Ich wurde davon umhüllt und es fühlte sich wohlig warm an. Und ganz ehrlich, ich weiß nicht wann ich das letzte Mal so bewusst einen Duft empfunden habe.

Und auf einmal wurde mir klar: es geht! Es nicht nur ein doofer Spruch, dieser “wenn Du es eilig hast, gehe langsam”. Ich geb’s zu, ich fand diese Redewendung immer doof. Denn ich hatte sie nicht verstanden. Ich glaube erst jetzt ist mir die Essenz bewusst. Denn erst jetzt kann ich es empfinden und für einen Bruchteil der Zeit einen Duft bewusst genießen oder die wunderschön golden-schimmernden Laubblätter. Das sind immer nur ein paar Sekunden, die ich mir immer nehmen kann. Zeit, in der ich wirklich etwas wahrnehme. Zeit, in der ich genieße. Und lächle.


Donnerstag, 17. Oktober 2013

Sei Dein eigener Löwe & brüll’!

Es gibt Gefahren, denen zu entfliehen nicht Feigheit ist, sondern höchster Mut, die Kraft, sich selbst zu besiegen.


– Berthold Auerbach



Es gibt da diesen Song, der im Radio gerade täglich hoch und runter gespielt wird. Ich bin mir sicher, dass ihr ihn kennt. Die Melodie dazu ist eigentlich auch völlig unwichtig, denn die kraftvolle Bedeutung liegt in den Worten. Ich spreche von keinem geringeren Hit als “Roar” von Katy Perry. Ich finde das englische Wort “roar” auch noch so unglaublich passend für das Gebrüll eines Löwen, denn es klingt schon bei der Aussprache nach Löwengebrüll. Als ich das erste Mal das Lied gehört hatte, fiel es mir gleich auf. Zuerst war es natürlich die Melodie und Auszüge des Textes, die man aus anderen Liedern wie “Eye of the Tiger” kennt. Doch bei jedem erneuten Hören habe ich immer mehr auf den Text geachtet. Und ich war einfach nur geplättet. Denn er ist unglaublich bedeutend und kraftvoll.

Und dann wurde mir klar, wie perfekt der Song zu allen passt, die gerade kämpfen. Ob mit aktuellen Herausforderungen des Lebens, dem Berufsalltag, mit der eigenen Familie, der engsten Vertrauten oder einfach nur mit sich selbst. Ich habe mir den Songtext noch einmal zu Herzen genommen und die deutsche Übersetzung für Euch rausgesucht. Vielleicht ist er Euch eine Stütze für Eure kraftlosen Momente. Und vielleicht könnt ihr Euch an die Bedeutung des Textes immer dann erinnern, wenn der Song im Radio läuft. Bei jedem erneutem Hören gibt er vielleicht auch Euch ein Stück Mut zurück. Denn alles was es braucht um aus dem eigenen dunklen Tal zu kommen, liegt bereits in Euch. Manchmal braucht man einfach nur etwas Motivation von außen.

Für alle, die ihrem eigenen Überpefektionismus nacheifern und mit dem selbst auferlegten, unnötigen Druck nicht mehr klar kommen, können jedes “Du” vom Text einfach mit “Ich” ersetzen. Denn auch so passt es unglaublich gut. Und so passt es auch zu mir. Denn wenn ich etwas an meiner Situation ändern möchte, dann darf ich bei mir selbst beginnen.


Früher biss ich mir auf die Zunge und hielt die Luft an
Hatte Angst, schlafende Hunde zu wecken und alles durcheinander zu bringen
Drum saß ich ruhig da und sagte zu allem Ja und Amen
Ich glaub, ich hatte vergessen, dass ich eine Wahl hatte
Ich ließ zu, dass du mich über die Grenze des Erträglichen gebracht hast
Ich vertrat keine Position, also ließ ich mich von allem beeinflussen
Du drücktest mich runter, doch ich stand wieder auf
Klopfte den Staub ab
Du hörst meine Stimme, hörst dieses Geräusch
Wie Donner wird es den Boden unter deinen Füßen zum Erzittern bringen
Du drücktest mich runter, doch ich stand wieder auf
Mach dich bereit, denn ich hab es jetzt satt
Ich verstehe jetzt alles und sehe klar
Ich hab das Auge des Tigers, bin eine Kämpferin, tanze durchs Feuer
Denn ich bin ein Sieger und du wirst mein Brüllen hören
Lauter, lauter als ein Löwe
Denn ich bin ein Sieger und du wirst mein Brüllen hören
Du wirst mein Brüllen hören
Jetzt schwebe ich wie ein Schmetterling
Steche wie eine Biene, so verdiente ich mir meinen Rang
Entwickelte mich vom Versager zu meinem eigenen Helden





Ich empfinde diese Zeilen als unglaublich stark. Ich höre darin ein verletztes Mädchen, eine junge Frau, die sich ihrem Schicksal hingegeben hat. Die einfach keine Kraft mehr für ein “Nein” aufbringen konnte. So wie es vielen von uns oft geht. Manchmal erscheint es “einfacher” alles so laufen zu lassen wie es ist, obwohl wir uns damit sehr unwohl fühlen. Denn es ist das, was wir mittlerweile gewohnt sind. Aber das ist nicht der richtige Weg! Denn es ist einfach nicht der Weg ins eigene Glück. Es ist der Weg gegen die eigenen Bedürfnisse und gegen das eigene Wohl. Denn es tut keinem gut sich ständig klein zu fühlen. Sich selbst zu verurteilen und klein beizugeben. Nimm Dir Katys Worte zu Herzen und brüll wie ein Löwe! Es steckt in uns allen. Der Kämpfer ist uns und wartet nur darauf zum Zug zu kommen. ROAR!


Dienstag, 15. Oktober 2013

Berührung von Herz zu Herz


Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.


– Oscar Wilde


Mein Beitrag vom Sonntag hat nicht nur Euch berührt, sondern auch mich. Viele von Euch haben mir geschrieben, dass ihr beim Lesen Tränen in den Augen hattet. Denn ihr habt nicht nur mich gesehen, sondern vor allem Euch selbst. Und auch ich hatte Tränen in den Augen, als ich Eure Nachrichten und Kommentare gelesen habe. Denn so wie ich Euch berührt habe, habt ihr mich mit Euren Worten berührt. Und ihr habt mir den Mut gegeben noch tiefer in den Spiegel meiner Vergangenheit zu blicken.

Ich möchte jeden einzelnen von Euch am liebsten in den Arm nehmen. Denn ihr seid mit diesem Schmerz und mit dem zuschnürenden Gefühl im Brustkorb nicht allein. Und wir sind auch nicht zu zweit, nein, da sind ganz viele von uns da draußen, bei denen es manchmal einfach zu viel ist.

Oft ist es nur eine Phase, ein absehbarer Zeitpunkt, zu der man einfach mehr Gas geben muss als sonst. Einfach weil mehr anfällt, weil es ein besonderes Ereignis gibt oder eine feste Deadline. Das kennen wir alle. In der Zeit bleibt uns auch öfters die Luft weg, aber wir sind nicht in der Abwärtsschraube gefangen. Wir leben zwar am energetischen Limit, sehen aber dennoch das Licht am Ende des Tunnels. Wir wissen: alles wird gut.


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Der andere Fall ist, wenn aus der einen Phase, noch eine wird und noch eine ohne Verschnaufpausen dazwischen zu haben. Wenn man nur noch von einem ins andere schlittert. Wenn man keine Kontrolle mehr hat und einfach nicht “nein” sagen kann. Wenn man nur noch in diesem allseits bekannten Hamsterrad läuft und nicht den Mut hat auszusteigen. Warum uns da oft der Mut fehlt? Ganz einfach. Weil wir nicht wissen was dann kommt. Wir haben keine Ahnung was passiert, wenn wir “Stop” sagen und es auch meinen. Wir wissen nicht welche Folgen es für uns haben könnte. Und die meisten von uns sind gedanklich darauf programmiert anzunehmen, dass die Folgen eher negativer Natur sind. Dass uns etwas besseres erwarten könnte, das wagen wir nicht in Betracht zu ziehen. Dabei ist die Chance so viel größer. Denn es ist eine Chance für uns. Eine Chance zur Veränderung. Denn ich weiß: alles wird gut.

Egal wo Du gerade bist und wie aussichtslos Dein Situation in Deinen Augen auch zu sein scheint. Alles wird gut. Das weiß ich ganz sicher. Es gab rappelschwarze Tage in meiner Vergangenheit und ich hatte Angst, dass ich für immer traurig bleiben müsste. Dass ich nie mehr Lachen könnte. Zumindest nicht von Herzen. Oder dass ich nie mehr schöne Sonntage erleben dürfte. Zu dem Zeitpunkt habe ich kein Licht am Ende des Tunnels gesehen. Aber ich kann Euch aus meiner eigenen Erfahrung sagen: alles wird gut. Ich erlebe schöne Sonntage, lache wieder von Herzen so wie auch früher und Traurigkeit füllt nicht mehr meinen Alltag.

Daher möchte ich Dir heute einfach nur sagen: alles wird gut! Du wirst Deinen Weg finden so wie ich meinen gefunden habe. Du wirst Deine Erfahrungen so machen, wie sie für Dich vorgesehen sind. Du wirst die Menschen treffen, die Dich ansprechen und Dir helfen können. Dir werden die Worte begegnen, die Du hören kannst. Das einzige was Du brauchst ist der Mut an Dich selbst zu glauben. Und daran, dass alles gut wird. Denn das wird es. Auf jeden Fall. Zu Deiner Zeit.

P.S.: Wer den Post zum "Sonntagshasser" verpasst hat, findet ihn hier.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Der Sonntagshasser


Oft trifft man sein Schicksal auf Wegen, die man eingeschlagen hatte, um ihm zu entgehen.


– Jean de La Fontaine


Der Sonntagshasser. Die Sonntagshasserin wäre der bessere Begriff. Ich gebe zu, das ist ein hartes Wort, aber es spiegelt meine langjährige Liebe zu Sonntagen wieder. Sonntage waren für mich lange furchtbar. Wieder ein hartes Wort, aber wieder gerechtfertigt. Für die meisten Menschen ist der Sonntag der schönste Tag der Woche. Denn in unseren Breitengraden ermöglicht uns der Sonntag einen Ruhetag einzuschieben. Wenn unsere Stadt, oder eine in der Umgebung, nicht gerade einen verkaufsoffenen Tag hat, dann ist an einem Sonntag alles geschlossen. Wir sind fast schon dazu angehalten nichts zu tun. Keine Erledigungen, die eine Fahrt in die Stadt rechtfertigen, auf diesen Wochentag zu schieben. Nein, der Tag ist für jeden (okay, fast jeden, denn natürlich gibt es Berufe mit Wochenenddienst) zur freien Verfügung. Und genau das war mein Problem. Denn über meinem Sonntag hing lange Zeit nur ein einziger Fluch: Sonntag ist der Tag vor Montag. Der Tag bevor das Chaos von vorne losgeht. Der Tag bevor mich fünf Tage lang alles überrollt. Der Tag vor dem Beginn einer Woche, in der alles passieren kann. Der Tag vor fünf Arbeitstagen voll Arbeit, die möglicherweise nicht mit den vertraglich vereinbarten 40 Stunden zu machen ist. Und auch nicht mit 42 Stunden. Sondern mit vielen, vielen mehr. Je nachdem was denn in der kommenden Woche so alles unverhofft aufschlagen mag. Sonntags war der mieseste Tag der Woche. Der Tag, an dem ich hätte machen können was ich wollte, war immer der Tag an dem ich nichts machen konnte. Weil ich Bauchkrämpfe oder Kopfschmerzen hatte. Denn auf Sonntag folgen fünf Tage Hölle. Und wir beziehen mal die Wochenend-Laptop-Schichten nicht in die Rechnung mit ein. Sonntags ging es mir immer mies. Körperlich. Und stimmungstechnisch auch, denn die war im Keller. Oder eher noch tiefer als kellertief. Um mich herum freuten sich alle auf diesen wunderbar freien Tag. Ich auch. Denn ich dachte immer “dieser Sonntag wird anders”. Irgendwann musste doch schließlich auch bei mir die Freude einsetzen. An irgendeinem Sonntag wird es mir doch gut gehen und meine Stimmung top sein. Dieser Sonntag kam aber nicht. Wochenlang nicht. Monatelang nicht. Vermutlich jahrelang nicht. Zumindest ein paar Jahre lang nicht. Die Jahre, in denen ich in meiner eigenen Überholspur lebte. Mich selbst fordernd, mich selbst überholend. Was gestern schon schnell von der Hand ging, kann morgen noch schneller gehen. Wenn ich dies kann, dann kann ich das auch und vor allem noch besser. Ich war mein eigener Antrieb, mein eigener Drillinstructor, der mir immer mehr abverlangte. Der immer noch mehr wollte. Noch schneller. Noch höher.


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Und sonntags ging nichts mehr. Mein Tank war leergefahren und mein Motor stotterte. Sonntags lag ich nur rum. Aber ohne Genuss. Ich lag da, weil nichts mehr ging. Ich guckte mir irgendeinen Film an, ohne ihn mitzubekommen. Der Sonntag kam und ging und ich war irgendwo zwischendrin. Gefangen in 24 Stunden Sonntag. Und kurz bevor ich total geschwächt vom Nichtstunkönnen am Sonntag Abend ins Bett ging, fühlte ich mich noch mieser. Denn ich hatte nichts geschafft. Keine Wäsche gewaschen. Nicht aufgeräumt. Nicht vorgekocht. Nichts. Ich war zu nichts fähig. Und das konnte ich mir nicht genehmigen, denn es gibt immer viel zu tun. Ich verurteilte mich auch noch dafür zu nichts fähig zu sein und nichts zustande gebracht zu haben. An diesem Sonntag und an jedem anderen. Und so fing ich an Sonntage zu hassen. Denn sie gaben mir nichts und nahmen mir so unendlich viel. Sie nahmen mir die Freude am Nichtstun. Sie nahmen mir die Möglichkeit der Entspannung. Sie nahmen mir den Antrieb. Sie nahmen mir den Genuss an Ruhe. Sie nahmen mir jede positive Emotion.

Was ich damals nicht sehen konnte aber heute weiß: sie waren eine neue Windung. Mit jedem antriebslosen, mich selbst verachtenden, kränkelnden und unzufriedenen Sonntag rutsche ich eine Stufe tiefer in meinem eigenen Trichter. Unaufhörlich nahm ich eine Runde nach der anderen:- nach unten. Immer näher Richtung schwarzes Loch. Und an einem gewissen Punkt immer schneller. Ich hatte keine Ahnung in welcher Talabfahrt ich mich befand. Das tiefe schwarze Loch, auf dessen Boden ich schmerzhaft knallte, hatte später nur noch einen Namen: Burnout.

Ich hatte damals keine Ahnung was diese Sonntage an Bedeutung hatten. Aber ich kenne immer mehr Menschen, die genau diese Sonntage erleben. Und die sich ebenfalls als Sonntagshasser outen. Hätte ich damals verstanden was das alles bedeutet, hätte ich vielleicht die Notbremse ziehen können. Aber ich wusste viel zu wenig über diese Erschöpfungsdepression und vor allem kannte ich niemanden, mit dem ich mich hätte austauschen können. Natürlich habe ich mit meinem engsten Vertrautenkreis über diese hässlichen Sonntage gesprochen. Aber keiner konnte damals einschätzen in welches Loch ich gerade hinabschlitterte. Denn keiner hatte damit Erfahrung. Jeder gab mir nur den gut gemeinten Ratschlag “Du musst einfach mal abschalten und entspannen”. Ein Ratschlag, den mein Verstand nicht mehr verstand. Der Ratschlag hätte auch “Xingtungan rabantin norisonti” heißen können. Das verstehe ich nämlich auch nicht. Es war eine Sprache, eine Wortwahl, die ich nicht mehr verstehen konnte. Ich wusste gar nicht wie man das macht. Denn es funktionierte für mich nicht.

Heute bin ich der festen Überzeugung, dass ich damals nicht aufzuhalten war. Ich war zu sehr in meiner Welt der hohen Erwartungen, des Erfolgdrucks und des Perfektionismus gefangen. Zu sehr war ich in einer Welt eingesperrt aus der ich kein Entrinnen sehen konnte. Ich wusste gar nicht wo ich hätte ansetzen können. Mir fehlte da ein ganzes Stück Sichtweise. Welche das war, beschreibt diese Geschichte:

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Es waren einmal fünf weise Gelehrte. Sie alle waren blind. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Und so machten sich die Blinden auf die Reise nach Indien. Dort wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen.

Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berichten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel des Elefanten betastet. Er sprach: "Ein Elefant ist wie ein langer Arm."

Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: "Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer."

Der dritte Gelehrte sprach: "Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule." Er hatte ein Bein des Elefanten berührt.

Der vierte Weise sagte: "Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende", denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet.

Und der fünfte Weise berichtete seinem König: " Also ich sage, ein Elefant ist wie ein riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf." Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt.
Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Doch der König lächelte weise: "Ich danke Euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist."

Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufriedengegeben hatten.
[Verfasser unbekannt] {Quelle: http://www.thur.de/philo/hegel/elefant.htm}
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Ich stand einfach zu nah vor meinem Berg von Themen und konnte das große Ganze nicht mehr erblicken. Ich hatte den Überblick verloren und den Blick für das wirkliche Wesentliche im Leben. Meine eigenen Wünsche und mein eigenes Glück und nicht das der anderen und deren Erwartungen.

Heute weiß ich wieder worauf es ankommt und welche eigenen Erwartungen wirklich meine sind und welche ich oft angenommen habe, die im Kern gar nicht zu mir gehören. Und was das Schönste ist: ich freue mich auf heute! Denn heute ist Sonntag. Und diesen Tag mag ich. Denn er ist endlich wieder das, was er sein sollte.


Freitag, 11. Oktober 2013

Gastbeitrag: Mein Langzeit-Handy-Sabbatical


Wir schätzen nicht was wir haben, bis es weg ist. So ist die Freiheit. Sie ist wie Luft. Wenn man sie hat, dann bemerkt man sie nicht.


– Boris Jelzin


Heute erwartet Euch ein inspirierender Gastbeitrag meiner Leserin Jeanine. Sie ist Mama einer kleinen Tochter und von Beruf Marketingfachkauffrau. Sie schreibt normalerweise aus ihrem Homeoffice Texte für die Möbelbranche. Seit drei Monaten verzichtet Sie auf ihr Handy. Wenn ihr wissen wollt wie es dazu kam und welche Freiheiten Jeanine dadurch gewonnen hat, dann lest weiter.

 
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Mit 16 kaufte ich das erste Handy. Heimlich natürlich. Im Zimmer in der Souterrainwohnung meines Elternhauses konnte ich es nur am linken äußeren Eck des Fensters nutzen. Jede SMS, jeder Anruf – ich war so stolz darauf endlich auf einer eigenen Nummer erreichbar zu sein. Mein Handy und ich waren jahrelang ein Topteam. Im Beruf besonders und mindestens genauso wichtig war mir diese stete Erreichbarkeit im Privatbereich.

15 Jahre später, nach etwas genauso viel Tausend SMSen und wer weiß wie vielen Telefonminuten, entscheide ich mich gegen mein Handy. …
...Mein Smartphone begann „zu spinnen“. Die Software lud nicht, ich konnte nicht auf gängige Nachrichtenprogramme zurück greifen. On top konnte ich das Gerät auf 100 Prozent Akkuvolumen laden und binnen zwei Minuten mit einem einfachen Telefonat wieder entladen. …
Seit drei Monaten läuft nun der Reklamationsprozess mit dem Hersteller und einem Servicedienstleister desgleichen, der mich schon viele graue Haare und vor allem: wertvolle Zeit gekostet hat.
Doch auch etwas Positives sprang für mich heraus. Etwas immaterielles. Nämlich: Verbindlichkeit. Achtsamkeit. Wichtigkeit. Zeit – Wertzeit. 

Nach wenigen Wochen hatte ich mich daran gewöhnt, nicht mehr auf dem Spielplatz geschäftliche Gespräche zu führen. Nicht mehr den Drang zu verspüren, jedes Foto, das ich von meiner Tochter geschossen hatte, direkt weiter zu schicken und mich ganz nebenbei über eine schlechte Internetverbindung zu ärgern. Zu Hause nicht mehr ständig auf das Gerät zu schauen, um sicherzustellen, dass ich auch nichts wichtiges verpasse. Treffen nicht mehr unflexibel und unverbindlich zu vereinbaren und das gewohnte „wir können uns ja zusammentelefonieren“ am Gesprächsende zu vermerken.

Ich bin ruhiger geworden. Konzentriere mich auf das Wesentliche und bin von Zeit zu Zeit geschockt darüber, welche Macht das Handy über einen jeden von uns hat. Ist Macht ein zu hartes Wort? Beobachte Dich doch einfach selbst: wie oft holst Du innerhalb eines Treffens mit Deinen Freunden Dein Handy aus der Tasche. Wie oft checkst Du Nachrichten und Anrufe. Wie oft loggst Du Dich ins Internet ein oder wie selbstverständlich ist eine Internetflat für Dich geworden? … Wie viel ist uns unser Gegenüber wert, wenn es so selbstverständlich geworden ist, ganz multi-tasking-like, alle anderen Alltäglichkeiten des Lebens, by the way, mit zu erledigen?

Nun, flexibel bleibe ich. Innerhalb eines Rahmens, den ich mir und den Menschen die mir wichtig sind einräume. Verbindlicher bin ich geworden. Eine Verspätung von mehr als 10 Minuten ist nun nicht mehr aus Luxusgründen drin. Multi-Tasking kann ich. Dennoch genieße ich es, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Erreichbar bleibe ich. Festnetz, E-Mail und Facebook tun mir hier gute Dienste. Organisiert bin ich mehr denn je. Nummern muss ich mir merken, Zeit genau planen. Persönlicher ist es geworden: man redet mit mir und schreibt mir keine übereilten Nachrichten mehr. Ich erfahre so viel mehr, weil ich direkt nachfragen kann und Antworten erhalte.

Notfälle. Ja, ich finde, es gibt Gelegenheiten in denen auch ich auf ein Handy nicht verzichten möchte. Auch wenn die einzige Autopanne die ich bisher hatte, mitten im Wald passierte und ich doch auf eine fremde Autofahrerin angewiesen war, die bei nächster Gelegenheit einen Anruf für mich tätigte.
Das Handy meines Mannes wird mich also begleiten – im Auto – für den Notfall. Aber sollte an der Kasse neben mir ein Klingeln ertönen, so kann ich ganz beruhigt meine überbeladenen Arme ruhen lassen. Mein Handy verweilt in Frieden, …








Mittwoch, 9. Oktober 2013

Top & Flop | September 2013


Die Freude ist überall. Es gilt nur, sie zu entdecken.


– Konfuzius


Dieses Mal erreichen Euch die Tops & Flops mit etwas Verspätung. Denn zum Einen wollte ich das ein oder andere noch etwas länger testen und zum anderen schmierte mein Smartphone zwischendurch ab und ich hatte die Fotos noch nicht gesichert. Warum soll es bei mir auch anders laufen als bei Euch. Manchmal kommt einfach alles anders als man geplant hat. Aber schön, dass ihr so geduldig seid und einfach auch ein bisschen warten könnt.

Die 5 Tops:

Shea Body Butter vom The Body Shop. Eigentlich hätte ich Euch auch die Dose von innen fotografieren können, denn sie ist so gut wie leer. Eigentlich dachte ich, dass die im September noch leer wird, aber ich habe es nicht ganz geschafft. Dafür schafft sie den Umzug nicht mehr, denn bis dahin ist sie definitiv leer. Sobald es kälter draußen wird, benötigt meine Haut extra viel Feuchtigkeit und in solchen Momenten liebe ich die Body Butters. Sie sind unglaublich schön geschmeidig und duften herrlich. Ich nehme einfach eine walnussgroße Portion aus der Dose und wärme die Butter auf, indem ich sie zwischen meinen Handflächen verreibe. Danach trage ich die Butter direkt auf die Haut auf. Ein unglaublich geschmeidiges Gefühl, das jedes Mal ein Verwöhngefühl in mir auslöst.


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E’sener Dinkelbrot von Härdtner und demeter. Dieses Brot ist einfach nur super, wenn man – wie ich, nicht so regelmäßig Brot isst und ab und an einfach was zu Hause haben möchte. Die Zutaten dieses Brotes sind einfach nur herrlich wenig: frisch gekeimter Dinkel, Wasser, Dinkelsauerteig, Steinsalz, Hefe. Damit ist das Brot vegan und perfekt für die “Clean Eater” unter Euch. Schön saftig und einfach nur lecker.


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Dinkel Knuspertaler von Alnatura. Eigentlich sollte ich über diese kleinen Taler gar nicht schreiben, denn es könnte sein, dass diese reißenden Absatz bei Alnatura und dm finden. Ich kann Euch gar nicht sagen wie verdammt lecker diese kleine Sünde ist. Ich hatte die Variante mit Zartbitterschokolade, die einfach nur wunderbar ist. Wer Schokocrossies mag, wird diese kleinen Leckereien ebenfalls lieben. Die gerösteten und mit Schokolade überzogenen Mandeln wohnen auf einem kleinen Dinkelkeks. Mein absoluter Favorit im September. [Eine Packung musste daran glauben].



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Super Fruit Global Blend von Xyngular (via Direktvertrieb). Dieser Supersaft ist prall gefüllt mit Antioxidantien von vielen Früchten und Superfrüchten. Ich trinke diesen Saft schon länger täglich und bin damit als Nahrungsergänzungsmittel sehr zufrieden. Nachdem mein Freund mit einer Erkältung und Fieber fast ne Woche flach lag, hat es mich die Woche darauf auch erwischt. Dann habe ich die Menge des Saftes täglich verdoppelt (manchmal auch die dreifache Menge, je nach Gefühl) und was soll ich Euch sagen: ich habe mich fit genug gefühlt jeden Tag ins Büro zu gehen. Ich hatte auch kein Fieber. Und ich habe parallel nur pflanzliche Helferlein eingenommen. Und mir ging es trotz Erkältung und Rotznase verdammt gut. Daher war das einer meiner Top-Helfer im September.


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Honey Trap Lippenbalsam von Lush. Der Tipp kam von meiner Leserin, Freundin und Bloggerkollegin Julia von Balance-Akt. Aufgrund meines Aufrufs nach Euren Favoriten und den vielen Antworten habe ich eine Sammelbestellung bei Lush aufgegeben, die ich aktuell noch ausgiebig teste (alle anderen Lush-Tipps werden noch getestet. Daher bitte ich Euch noch um etwas Geduld). Was mich sehr überrascht hat, war die Konsistenz, denn das Balsam ist nicht cremig geschmeidig sondern recht hart in seinem Döschen. Aber allein schon die Verpackung und die Gestaltung finde ich super. Den Lippenbalsam muss man etwas aufwärmen, indem man ihn durch mehrfaches Reiben in der Dose erwärmt und ihn dann direkt auf die Lippen auftragen kann. Er erinnert mich an das Lippenbalsam in der Dose von Burts Bees. Mein liebstes Dosenlippenbalsam ist von Carmex, welches von der Konsistenz her aber auch etwas weicher ist. Das Honey Trap hat auch keinen besonderen Eigengeruch sondern erinnert mich auch da an die Produkte von Burts Bees. Es ist eher ein dezenter, neutraler Geruch. Durch die kleine Größe passt es aber perfekt in jede noch so kleine Handtasche. Die Dose hat einen Durchmesser von 3,5 cm und ist gerade mal 1,3 cm hoch und damit fast um die Hälfte flacher als die Variante von Carmex.

Liebe Julia, ich danke Dir für den Tipp und werde Honey Trap noch ausgiebig nutzen. Und ich bin dabei mich zu verlieben (und vielleicht gibt es den ja irgendwann mal noch mit einem anderen Duft).


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Der Flop:

Auch mein Flop ist dieses Mal ein Nahrungsmittel. Aufgrund meiner aktuellen Unverträglichkeit was einige Lebensmittel angeht, bin ich angehalten Weizenprodukte so gut wie möglich zu meiden und stattdessen Dinkelprodukte zu essen. Daher habe ich mich beim letzten Besuch in der Drogerie Rossmann umgesehen und aus deren Linie EnerBio diese Dinkel-Butterkekse mitgenommen. Und ich muss leider sagen: so gar nicht mein Ding, denn ich finde diese Kekse viel zu süß. Das könnte daran liegen, dass sie mit Rohrzucker und Honig gesüßt sind. Für mich auf jeden Fall  viel zu süß! Aber ich habe schon den Gegenpart von Alnatura in der Schublade, die ich bei Gelegenheit ebenfalls testen werde.



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Montag, 7. Oktober 2013

Der direkte Angriff

Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.


– Weisheit aus China


Ihr kennt das sicher: mit einem einzigen Gespräch wird man so richtig durchgeschüttelt. Ich durfte das eben in Form eines Anrufs erleben. Und anstatt in Ruhe darüber nachzudenken habe ich beschlossen wild drauflos zu schreiben.


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Der Anruf kam von meinem neuen Nachbarn, der wohl jemand suchte um seine schlechte Laune abzulassen. Ich war anscheinend die Person der Wahl (vielleicht war ich auch nur die zweite oder dritte Wahl, aber ich war zumindest die Person, die er an der Strippe hatte). Es hatte sich wohl so einiges bei ihm angestaut und wie es so oft der Fall ist, hat der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht. Der letzte Tropfen scheint sein Vater gewesen zu sein, der ihn bestärkt hat, dass das so alles nicht richtig ist. Was genau nicht richtig ist? Um in seinen Worten und in seiner Wahrheit zu bleiben ist es so, dass er drei Jahre keinen Sommer mehr draußen sitzen konnte wegen Baulärm. In meiner Wahrheit waren es 2 Sommer (wir haben letztes Jahr im Juli begonnen), jedoch war am Wochenende nie Baulärm und wir hatten vor Beginn der Arbeiten jeden Nachbarn mit einem kleinen Geschenk besucht und einer Kontaktkarte mit unseren Daten wo wir zu erreichen sind, falls mal etwas nicht passt. Natürlich hatten wir uns im Vorfeld für die bevorstehenden Unannehmlichkeiten entschuldigt. In meiner Wahrheit gibt es nun mal keine Baustelle ohne Lärm. Und hätten wir dort nicht gebaut oder umgebaut, hätte es ein anderer Käufer getan. Ich denke mit Baulärm muss man immer rechnen, wenn ein altes Haus in der Nachbarschaft verkauft wird. 

Dann störte ihn die Dixietoilette wohl schon immer, die in seinen Worten höllisch stinkt und dadurch eine enorme Geruchsbelästigung sei. Dazu kann ich auch nur sagen, dass diese regelmäßig geleert wurde und es natürlich auf einer Baustelle ohne eine solche nicht geht (die Bauarbeiter möchten ja auch irgendwo zur Toilette). Und bis heute (kurz vor dem Einzug und der Abbau dieser) hatte sich der Nachbar diesbezüglich noch nie beschwert, denn dann hätte sich sicher eine Lösung bzw. ein anderer Platz finden lassen.
Ich kann die Liste noch fortführen, aber ich denke ihr habt schon ein Bild davon wie das Telefonat ablief. Angeblich fing schon damals alles damit an, dass der Nachbar, der mit seinen Eltern in einem Haus wohnt, sagte, dass er die Hauspläne toll findet, jedoch sein Vater ganz schrecklich. Er habe seinen Vater aber davon überzeugt, dass das für die heutige Zeit schon gut so ist. 

Ich weiß für mich, dass all die Anschuldigungen haltlos sind. Klar, ist es laut, aber das haben Baustellen nun einmal so an sich. In der Straße wird noch ein weiteres altes Haus verkauft und sollte der neue Besitzer hier anbauen oder abreißen und neu bauen, dann wird es erneut laut werden. Das geht jedem in jedem Neubaugebiet ebenso und ist der Kreislauf des Lebens. Darüber kann man sich natürlich ärgern, man kann es aber auch lassen, da man mit dem Ärger doch nichts bewirkt. Leise bauen geht nun mal nicht. 
Und trotzdem fühle ich mich angegriffen, denn ich fühle mich für etwas schuldig gemacht, das ich nicht beeinflussen kann. Ich empfinde aber genau aus diesem Grund keine Schuld und ich war wohl nur die Projektionsfläche für andere Themen, die bei der Person gerade anstehen. Dennoch finde ich es etwas schwierig damit für mich umzugehen, denn diese Leute bleiben vermutlich noch einige Jahre meine Nachbarn. So möchte man eine neue Nachbarschaft ja nur ungern beginnen. Womöglich habe ich jedoch keine Chance dies zu ändern, da die betreffenden Personen Emotionen mit dem Nachbarhaus haben und damit mit den Eigentümern. Das hat natürlich ganz und gar nichts mit mir und meiner Person zu tun.

Warum schreibe ich das nun also? Weil ich mir sicher bin, dass es in Eurem Leben auch solche Situationen gibt wo man mal kurz völlig aus der Bahn geworfen wird und man tief in sich weiß, dass es zu Unrecht war. Viele Blogger kennen das, wenn man in Kommentaren zu einem Artikel angegriffen wird. Oder auch im privaten Umfeld oder im geschäftlichen Miteinander mit Kollegen. Jeder von uns steckt in einer anderen Phase des Lebens und lebt aufgrund der eigenen Entwicklung in einer eigenen Wahrheit. Aufgrund eigener Grundsätze lebt man mit gewissen Überzeugungen. Vielleicht hatte mein Nachbar schon immer schlechte Nachbarn oder fühlte sich von denen falsch behandelt. Und vielleicht geht er mit dem Grundgedanken “ich habe immer Scheiß-Nachbarn” durchs Leben und findet jetzt genügend Beweise, warum es auch so weitergeht (denn die neuen Nachbarn nerven ihn mit Baulärm und wollen ihn damit bewusst verärgern). Ob es so ist oder nicht, weiß ich natürlich nicht. Aber es könnte eine Möglichkeit sein.

Fakt ist, dass es nichts mit mir persönlich zu tun. Es ist nicht meine Baustelle. Und wenn Euch etwas ähnliches widerfährt, dann ist es bei Euch vermutlich auch so. Man wurde zur Projektionsfläche einer Person, die gerade selbst ein Thema zu bearbeiten hat. Aber dieses Thema ist weder meins noch Eures. Daher entscheide ich mich jetzt ganz bewusst durch diesen ungerechtfertigten Angriff durchzuatmen und wieder zurück in meine Bahn zu finden. Es ist mal wieder eine Möglichkeit und für mich eine Übung mich abzugrenzen und mich nicht in den Themen anderer zu verlieren.

Und auch in Zukunft werde ich diesen Nachbarn grüßen, wenn ich ihn sehe. Denn von meiner Seite aus, gibt es keinen Grund irgendwie anders zu reagieren. Wie er sich entscheidet, wird sich zeigen. Ich werde auch noch einmal versuchen den Kontakt zu ihm aufzunehmen und ihn zu fragen was wir tun können um in beidseitigem Interesse die Wogen zu glätten. Und dann hat er wieder die Wahl zu entscheiden was er tun möchte und was nicht.


Dienstag, 1. Oktober 2013

Willkommen im Oktober


Wer nur zurück schaut, kann nicht sehen, was auf ihn zukommt.


– Konfuzius



Konfuzius hätte es nicht besser sagen können. Daher schauen wir nicht zurück auf das was war, sondern freuen uns auf das was kommt. Nämlich der wunderschöne Monat Oktober. Für mich ist es ein ganz besonderer Monat, da mir in diesem mein Leben geschenkt wurde. Daher habe ich natürlich schon immer eine besondere Verbindung zu diesen uns bevorstehenden Herbstwochen. Für mich ist der Oktober so oder so golden, ob er es nun faktisch ist oder nicht.


oktober


Und auch dieses Jahr ist der Oktober von besonderer Bedeutung für mich, da wir nun endlich mit dem Umzug ins neue Heim ein neues Kapitel in unserem gemeinsamen Leben beginnen. Die letzten Wochen bin ich bereits mit ganz anderen Augen durch den Neubau geschritten und auch in meinen Träumen habe ich mich viel im neuen Haus aufgehalten und bin die Wege gegangen, die ich bald jeden Tag gehen werde. Mit jedem neuen “Baustellenbesuch” entdecke ich etwas Neues, ob es nun ist wie die Sonne durchs Wohnzimmerfenster fällt oder welchen Ausblick mich jeden Morgen erwartet wenn ich meine Augen öffnen. In mir lebt die Vorfreude trotz der bevorstehenden Umzugsvorbereitungen. Ich bin mir sicher, dass alles gut laufen wird und freue mich auf die erste Nacht im neuen Heim. 

Und egal was kommen mag, “I’ll ride the waves”. Das durfte ich in den letzten Wochen ja mehrfach lernen. Das Leben ist im Fluss und so ist es auch mal mehr oder weniger stürmisch auf dem Meer des Lebens. Wichtig ist, sich nicht unterkriegen zu lassen sondern tatsächlich in Lösungen zu denken und das Beste aus der sich neu entwickelten Situation zu machen. Und ich muss sagen, wenn man mal darauf achtet, dann klappt das um einiges besser als man denkt. Glaube an Dich und daran, dass alles gut sein wird. Und dann wird es das auch! Das ist vielleicht nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, aber es ist trotzdem gut und manchmal sogar besser!


In meinem Terminkalender steht im Oktober vor allem eins: Umzug! Und bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Worauf ich mich am meisten im Oktober freue ist:
  • der erste Abend im neuen Heim vor dem lodernden Kaminfeuer
  • der erste Spaziergang im Wald durch frisch gefallenes Laub
  • ein paar Tage in München zu einer Familienfeier
  • mein erste Ausräucherung (um das Haus zu reinigen)
  • das Einräumen und Einrichten der neuen Räume


Die Liste sieht zwar auf den ersten Blick etwas mau aus, aber der Kalender ist wirklich gut gefüllt mit den Worten “Umzug”. Ich werde dennoch einige Oktoberstunden genießen und mir etwas Gutes tun und mir einen Ausgleich schaffen. Ich freue mich auf jeden Fall riesig auf diesen tollen Oktober. Für mich ein ganz Besonderer.